„Das Virus gibt den Rhythmus vor“

Nezahat Baradari MdB  und Dirk Wiese MdB im Gespräch mit Vertretern der Gastwirtschaft

Die heimische Gastwirtschaft steht unter enormen Druck. Zwischen Corona-Auflagen, Hygienekonzepten, Lockdowns und Teil-Lockdowns wird die Branche hin und her geworfen. Aus diesem Grund war es Nezahat Baradari MdB und Dirk Wiese MdB ein wichtiges Anliegen, auf Vertreter der Branche aus unserer Region Südwestfalen zuzugehen. Mit dabei auch die Bürgermeister aus Lüdenscheid und Attendorn, Sebastian Wagemeyer und Christian Pospischil. Der ehemalige Lüdenscheider Bürgermeister Dieter Dzewas war auch zugeschaltet.

Besonders der Teil-Lockdown seit Anfang November, der noch einmal bis in den Januar verlängert wurde, schwebt über der Gastwirtschaft wie ein Damoklesschwert. Das haben die Bundespolitiker erkannt und mit vielen aufwendigen Maßnahmen gegengesteuert. Nezahat Baradari gibt noch einen kurzen Überblick über einen Teil der Unterstützungsleistungen: „Für die Monate des Lockdowns, November und Dezember besteht die Möglichkeit, außerordentliche Wirtschaftshilfen in Anspruch zu nehmen. Hier können bis zu 75 Prozent der Einnahmen des durchschnittlichen monatlichen Vorjahreszeitraums erstattet werden. Weiterhin gelten die verlängerten Regeln des Kurzarbeitergeldes. Die Überbrückungshilfe wird ebenfalls verlängert und ausgebaut. Das bezieht sich besonders auf die Überbrückungshilfe III.“

Besonders in der Gastwirtschaft haben viele Betriebe einen enormen Beitrag geleistet, um Infektionsketten zu unterbrechen und Hygienekonzepte zu erstellen. Die Hoffnung der Unternehmen, so vor einem Lockdown bewahrt zu werden, hat sich nicht bestätigt. Für die Gastwirtschaft ist das bereits der zweite Lockdown des Jahres. Die anwesenden Bürgermeister können bei den Bürgerinnen und Bürgern verändertes Konsumverhalten feststellen. „Die Menschen lernen ohne die geschlossenen Gastwirtschaften und Betriebe zu leben, das ist für diese Branchen gefährlich“, fasst es Dieter Dzewas zusammen. Hier besteht die Sorge, dass die Menschen nach dem Lockdown insgesamt weniger die Gastwirtschaft aufsuchen. Auch eine mögliche Pleitewelle würde die Qualität der Gastwirtschaft vor Ort senken. Betroffen davon wären vor allem kleinere Unternehmen und Solo-Selbstständige.

Als sei das noch nicht Herausforderung genug, droht die Erosion der Fachkräfte aus der Gastronomiebranche. So verweist Lars Wurche, Gewerkschaftssekretär von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten(NGG), auf die fehlende Perspektive der Angestellten in der Pandemie.

„Die Gastwirtschaft ist eine Branche mit etwa 300.000 Beschäftigten. Deren Anliegen sind kaum vertreten bei den Hilfsmaßnahmen“, beklagt Wurche. Unterstützung bekommt er dabei von Lars Martin, stellv. Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) Westfalen. „Unternehmen anderer Branchen starten bereits Kampagnen, um die Fachkräfte aus der Gastwirtschaft abzuwerben. Diese Menschen werden wir aber brauchen, wenn es nach dem Lockdown wieder losgeht “, so Martin.

Perspektive und Zusammenarbeit sind die Gebote der Stunde. Daher fordert Dirk Wiese im Januar eine Diskussion, ab wann die Gastronomie wieder öffnen kann. „Gerade weil die Branche große Anstrengungen unternommen hat, müssen wir nun eine Perspektive schaffen“, so der Abgeordnete aus dem Hochsauerlandkreis und stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion.

„Es bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Zeit des Lockdowns durchzustehen. Das Virus gibt den Rhythmus vor. Aber was möglich und nötig ist, um die Folgen der Pandemie abzufedern, wird auch von uns getan. Leider sind auch unsere Möglichkeiten nicht  unbegrenzt und jemand muss am Ende die Zeche zahlen“, fasst die Abgeordnete Baradari zusammen. Alle Hoffnungen liegen jetzt auf dem Coronaimpfstoff.