Wenn es nach dem SPD-Kreisverband Olpe geht, wird Nezahat Baradari aus Attendorn bei der kommenden Bundestagswahl für den Wahlkreis Olpe/Südlicher Märkischer Kreis erneut als
Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag antreten. Der SPD-Kreisvorstand traf sich am Donnerstag in der Stadthalle Attendorn und nominierte die Kinder- und Jugendärztin für den Kreis
Olpe. Baradari wird dann Ende Januar 2021 in einer Konferenz mit Delegierten aus dem Kreis Olpe und den südlichen Märkischen Kreis zur Wahl antreten.
Vor Sitzungsbeginn brachte die Bundestagsabgeordnete Baradari für alle Vorstandsmitglieder einen Coronaschnelltest mit: „Auch wenn wir hier mit viel Abstand sitzen und alle eine Maske
tragen, es ist eine tolle Sache, so einen Schnelltest durchzuführen und es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn dieser negativ ausfällt“, kommentiert der SPD-Kreisvorsitzende Robert Kirchner-
Quehl.
Für die Nominierung zur Bundestagskandidatur lag dem Kreisvorstand aus dem Kreis Olpe nur ein Vorschlag vor: „Das spricht dafür, dass Nezahat gute Arbeit leistet. Sie setzt sich für unsere Anliegen in Berlin ein und zeichnet sich vor allem durch ihren Fleiß aus. Vom Stadtverband Attendorn wurde sie bereits vor einigen Wochen nominiert“, führte Kirchner-Quehlweiter aus.
Doch bevor es zur offiziellen Nominierung kam, blickte Nezahat Baradari in der Sitzung auf die vergangenen knapp zwei Jahre als Bundestagsabgeordnete zurück und berichtete über ihre
parlamentarische Arbeit in den Ausschüssen Europa, Ernährung und Landwirtschaft, in dem beispielhaft Fachgebiete wie Brexit, Rechtsstaatlichkeit, Gesundheit, Verbraucherschutz, gute
Ernährung für Kinder in Kitas, Pestizide, Antibiotikaresistenzen, medizinische Tierversuche uvm. behandelt werden. Sodann umriss sie ihre Themenschwerpunkte für die nächste Wahlperiode mit dem ersten Schwerpunkt Gesundheit. Diese umfasste die Forderung nach einer guten Gesundheitspolitik mit Stärkung der öffentlichen Gesundheitsvorsorge sowie einer würdevollen Pflege mit gerechter Entlohnung der Beschäftigten. Sie forderte die Einführung einer Bürgerpflegeversicherung, damit die Kosten auf alle Schultern verteilt werden. Es könne nicht sein, dass die Pflege von Angehörigen jemanden in den Ruin treibe.
Gute Arbeit verlange die Einhaltung von Arbeitsschutzstandards sowie eine anständige Bezahlung und so wechselte sie dann auf ihren zweiten Themenschwerpunkt Arbeit über:
„Wenn man sich allein beispielsweise in der Fleischindustrie umschaut und die Bilder der letzten Monate im Kopf hat, so darf es solche Umstände nicht geben und die Ausbeutung von Menschen in Deutschland muss endlich ein Ende haben“, so die Abgeordnete. Daher brauche es allgemeinverbindliche Tariflöhne angefangen in der Pflege über die Fleischindustrie in allen
Berufsfeldern. Sie betonte, wie wichtig ihr die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Südwestfalen mit Fokus auf das Sauerland ist. Eine gute Beschäftigung und starke Wirtschaft bedingen sich gegenseitig. In der Coronapandemie habe man mit milliardenschweren Hilfen und Krediten der heimischen Wirtschaft den Rücken gestärkt. Die Folge dürfe nicht Massenentlassungen sein. Nur ein gutes Einkommen und eine Rentenversicherung, in der alle einzahlen, lässt die Rentnerinnen und Rentner später nicht zu Bittstellern beim Staat werden. Daher „müsse die Anhebung des Mindestlohnes auf 12 Euro schneller erfolgen“, forderte Baradari weiter. Sie schloss den Bogen zu der Grundrente ab, von der vor allem Frauen und Beschäftigte in bisherigen prekären Arbeitsverhältnissen profitieren würden.
„Es gibt aber noch so viel zu tun! Und ich möchte mich weiterhin für die Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Bundestag stark machen. Bei der Bildungspolitik muss Chancengleichheit geschaffen werden. Kinder aus finanziell schwachen Familien brauchen mehr Unterstützung, da haben wir in einem der reichsten Länder der Welt noch viel Nachholbedarf“, so Baradari. Sie leitete auf das dritte und vor allem auf ihr Herzensthema über: „Kinder und Jugendliche haben es noch nie so schwer gehabt wie heutzutage. Die Themen sind vielfältig und reichen von sexueller Gewalt an Kindern, Internetsucht, psychischen Problemen bis hin zu Drogen und vieles mehr. Um sie kümmert sich kaum jemand“.
Nezahat Baradari ist aber auch das Thema Klimawandel überaus wichtig. „Selbst die größten Skeptiker können den Klimawandel nicht mehr leugnen“. Hier sei es wichtig Verantwortung zu übernehmen und eine ökonomisch sinnvolle sozialverträgliche ökologische Wende zu schaffen. Baradari weiter: „Als Mutter von zwei Kindern möchte ich mir später nicht sagen lassen: Mama,
warum hast du nichts für unsere Zukunft getan“.
Sie betonte, dass „Entscheidungen von „denen da oben“ in Berlin überhaupt nichts bringen, wenn es nicht bei den Menschen ankommt und die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern
nicht stattfindet.“ Sie werde den bürgernahen Dialog weiter aufrecht halten, schloss Baradari ab.
Nach ihrer Rede gab es eine 45-minütige Frage-und-Antwort-Runde mit den Vorstandsmitgliedern. Im Anschluss wurde Nezahat Baradari durch den Kreisvorstand einstimmig nominiert.