Ein Bericht von Artur Seidenstücker, Sauerlandkurier Kreis Olpe vom 16.11.2018
Erkenntnisreicher Vortrag auf der Hohen Bracht
Nezahat Baradari, Redner Andreas Speit und der Chef der SPD Lennestadt, Sebastian Sonntag, nach dem Vortrag über die rechte Szene.
© Artur Seidenstücker
KreisOlpe/Lennestadt. Die SPD Lennestadt sowie die Arbeitsgemeinschaft für Migration und Vielfalt im Kreis Olpe hatte zu einem spannenden und interessanten Abend in den großen Saal auf die Hohe Bracht eingeladen: Journalist und Publizist Andreas Speit aus Hamburg berichtete über die rechte Szene in Deutschland.
Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema und kennt sich bestens mit den Netzwerken und Machenschaften dieser Bewegung aus. Er veröffentlichte dazu auch zahlreiche Bücher wie „Bürgerliche Scharfmacher“ und „Europas radikale Rechte“. Der Autor referierte eindrucksvoll, wie sich die rechte Szene im Wandel befindet und oftmals keine Grenzen mehr zwischen den radikalen und gemäßigten Kräften gezogen werden.
Er warf die Frage auf: „Was ist das Ziel der Rechten?“ In der Tat deckt sich die versteckte Ideologie mit dem Nationalsozialismus. Erschreckend, wie sie dabei Kontakte zu Wirtschaft, Verbänden und allen gesellschaftlichen Schichten nutzt und ausbaut. In diesem Zeitenumbruch drohe ein Kulturkampf von rechts, so Andreas Speit. Es gehe mittlerweile um viel mehr als nur um das Thema Flüchtlinge.
Dabei falle auf, dass mittlerweile Gruppen zusammenarbeiten, die sich früher noch spinnefeind waren. Geschickt überlappen sich die rechten Interessen mit der AfD. Der Kopf der identitären Bewegung Götz Kubitschek verstehe es geschickt, scheinbar unbefangen, Menschen für die „Junge Freiheit“ und andere Verbindungen zu begeistern. Anhand von „rechten“ Musikvideos wie von der ostdeutschen Melanie Schmitz, gelinge es ihnen neue Anhänger zu gewinnen.
Jugend wird mit Musik „gefangen“
Auch eingängiger Rap-Gesang mit antieuropäischen Texten gehörten dazu.
Die Zeiten des nur „Rumgrölens“ seien vorbei. Das Compact-Magazin von Jürgen Elsässer habe eine Auflage von 80.000 Exemplaren, die sozialen Medien würden ebenfalls intensiv genutzt. Schlimm sei, dass sich gerade in Ostdeutschland diese Gruppen zusammentun und sich als sogenanntes Bollwerk gegen die Islamisierung des Abendlandes verstehen.
Großen Einfluss habe auch Martin Sellner (Chef der identitären Bewegung aus Österreich). Geschickt helfe er seinen deutschen Kollegen, ein neues Netzwerk zu knüpfen. Er wird zitiert mit dem Satz: „Wir wollen keinen Stehplatz im Salon sondern ein Ende der Party“ – somit planten sie unverhohlen eine neue Diktatur. Es gehe hier ganz klar um eine Ablehnung der pluralistischen Gesellschaft.
Die beiden großen Gegner der rechten Bewegung heißen für sie vor allen Dingen: die vergifteten Dogmen der 68er-Bewegung und die Muslime. Arbeitsteilung bei den Rechten sehe mittlerweile so aus: die AfD mache die Arbeit in den Parlamenten, die identitäre Bewegung mache diese auf den Straßen.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmer noch Gelegenheit dem Journalisten Fragen zu stellen. Zum Schluss bedankten sich Nezahat Baradari von der Arbeitsgemeinschaft sowie Sebastian Sonntag (Chef der SPD Lennestadt) für einen sehr aufschlussreichen Abend.