Ehrenamtlicher Einsatz belohnt

„Ehrenamtliches Engagement ist nicht selbstverständlich und ein hohes Gut. Deshalb würdigt der SPD-Kreisverband im Rahmen eines Jahresempfanges einmal im Jahr verdiente Ehrenamtliche für ihren Einsatz“, so hatte Jutta Hecken-Defeld, Bürgermeisterkandidatin und SPD-Vorsitzende in Wenden, am Freitagabend im Namen der Partei in den Gasthof Zeppenfeld eingeladen. Der Abend, vom SPD-Ortsverein Wenden ausgerichtet, traf auf eine überwältigende Resonanz, so dass noch Tische und Stühle nachgestellt wurden. Ein weiteres Zeichen dafür, dass in der Gemeinde Wenden das Ehrenamt in der Bevölkerung einen hohen Wert hat.

Jutta Hecken-Defeld begrüßte eine Vielzahl von Ehrengästen, darunter Bürgermeister Peter Brüser und Bundestagsabgeordnete Petra Crone sowie Pfarrer Martin Eckey von der Evangelischen Kirchengemeinde. Die Vorsitzende bedankte sich bei den Ehrenamtlern für ihre Freude am Menschen und ihre Freude am Tun. Was die engagierten Mitbürger auszeichnet erklärte Hecken-Defeld mit dem Wort „Erfolg“. „E wie Energie, R wie Reaktionsvermögen, F wie Freude an der Arbeit, O wie Organisationstalent, L wie Liebe zum Tun und G für den Gewinn, den wir an ihnen haben.“

Daraufhin richtete Bürgermeister Peter Brüser ein Grußwort an die Anwesenden. „Es ist beeindruckend, wie viele Bürgerinnen und Bürger für andere freiwillig Gutes tun. Wie sähe es in dieser Gesellschaft ohne das Ehrenamt aus?“, betonte Brüser, er erinnerte an Kranke und Behinderte, an die vielen Helfer bei Katastrophen und Bränden, die zahlreichen Sportvereine der Gemeinde, die 7500 Mitglieder zählen, und natürlich die kulturellen Vereine, wie Chöre und Musikvereine mit 3600 Mitgliedern, bei all denen besonders die Jugendarbeit unverzichtbar ist.

Höhepunkt des Abends war die Vergabe von drei Ehrenamtspreisen, die erste Laudatio hielt Sibille Niklas. „Seit 43 Jahren engagieren sich Menschen der Pfarrgemeinde St. Severinus an den Kirmestagen für Menschen in Brasilien“, so Niklas. Auf Anregung des damaligen Vikars Paul Kaiser wurden 1972 an einem kleinen Stand an der Bergstraße mit geliehenen Pfannen die ersten Reibekuchen für den guten Zweck gebacken. Der eher bescheidene Erlös ging damals noch an ein Kinderheim in Bethlehem. Erst als Pfarrer Johannes Bieker eine Reise in den Nordosten Brasiliens, das „Armenhaus“ des Landes, unternahm und dort die Arbeit der Olper Franziskanerinnen erlebte, war er sehr beeindruckt. Das war die Geburtsstunde der Hilfsaktion für die Gemeinde in Lago da Pedra.

Als die Schwestern in Lago da Pedra ankamen, gab es keine Ärzte und kein Krankenhaus, so wurde dort echte Pionierarbeit geleistet. Entbindungsheim, Brunnen und Kirchenbaracke wurden gebaut. Mit dem Geld aus der Kirmesaktion wurde eine Kirche gebaut, zusätzlich auch Räume, in denen Kindern und Jugendlichen Unterricht erteilt wird. Außerdem wird mit den Spendengeldern das Projekt „Traum der Aline“ unterstützt. In diesem Haus leben 200 Mädchen aus ärmsten Verhältnissen, die bisher auf der Straße ihr Dasein fristeten und nun mit Nahrung versorgt und auch nachmittags betreut werden. „Sie bekommen so eine Chance, dauerhaft dem Leben auf der Straße zu entkommen“, so Niklas. Seit nun 43 Jahren werden für diesen guten Zweck in jedem Jahr rund 100 Zentner Kartoffeln von Hand geschält, es werden 2600 Eier, 800 Liter Öl und 140 Dosen Apfelmus verbraucht, um dann 30 000 köstliche Reibekuchen zu verkaufen. Das fordert nicht nur viel Engagement sondern auch eine professionelle Logistik, um über 600 ehrenamtliche Helfer zu koordinieren. Ein ehrenamtlicher Kraftakt, der mit dem Ehrenamtspreis gewürdigt wurde.

Die zweite Laudatio hielt Gemeinderatsmitglied Stephan Niederschlag, und auch er zeigte sich sehr angetan, von dem großen Einsatz der Ehrenamtler. „Das große Engagement der Ehrenamtlichen spart dem Staat 75 Mrd. Euro, und die Aufgaben sind vielfältig, sei es Kirche, Caritas, AWO, VdK, Vereine oder die Freiwillige Feuerwehren. Wir sollten es den Bürgern leichter machen und ihnen nicht noch bürokratische Hemmnisse in den Weg legen“, so Niederschlag. „Wie schwierig ist es von Elben nach Hillmicke zu gelangen? Viele Orte werden nur einmal am Tag angefahren und manche kleinere Ortschaften gar nicht, das Verkehrsnetz wird ständig weiter ausgedünnt“, erläuterte Niederschlag. Vor zehn Jahren wurde aus diesen Gründen der Bürgerbusverein Wenden ins Leben gerufen, der versucht, die Lücken im Nahverkehr zu schließen. Mit einem Bus und zehn Fahrerinnen und Fahrern startete das ehrgeizige Projekt, das von heimischen Unternehmen unterstützt wird. Mittlerweile sorgen 22 Fahrerinnen und Fahrer auf drei Linien dafür, dass in 1100 Stunden jährlich gut 17 000 Fahrgäste zu moderaten Preisen an ihr Ziel kommen. Dabei ist der Bus auch Kommunikationstreffpunkt, denn es wird dort so manches „Schwätzchen“ gehalten, was besonders die älteren Mitfahrer genießen.

Zurzeit wird der Bürgerbus auch eingesetzt, um Asylbewerber aus Hillmicke kostenlos nach Wenden zu bringen, wo sie Deutschunterricht erhalten.

Die dritte Laudatio hielt Peter Mussler vom SPD-Kreisverband; er zeichnete den ehemaligen Ombudsmann Werner Sasse für sein langjähriges Ehrenamt aus. „Mit der Bestellung des Ombudsmann hat der Kreis Olpe im Jahr 2001 in NRW Pionierarbeit geleistet und erstmals eine politisch legitimierte Beschwerdestelle für Menschen mit Behinderungen geschaffen“, so Mussler. Als Ombudsmann erfüllte Sasse die Aufgaben einer unparteiischen Schiedsperson und versuchte, Streitfälle in verschiedenen Bereichen und ohne großen bürokratischen Aufwand zu schlichten. „In dieser Aufgabe hat er sich offensichtlich so gut bewährt, dass er sie volle 13 Jahre lang zur Zufriedenheit der Beteiligten ausüben konnte. Das lag wohl in erster Linie daran, dass er jemand ist, der mit großer Beharrlichkeit und Standhaftigkeit die einmal gesetzten Ziele verfolgt und sie erfolgreich umsetzen will. Werner Sasse war ins seiner Laufbahn nie ein bequemer Zeitgenosse, ganz sicher ist er in den bisher 43 Jahren dem einen oder anderen Mitglied der politischen Zunft großflächig auf die Zehen getreten. Aber genau das ist es doch, was wir brauchen, Menschen, die sich eine Meinung bilden und diese auch gegen Widerstände vertreten. Wir brauchen Männer und Frauen wie Werner Sasse, und das ist der Grund, aus dem er heute geehrt wird“, schloss Mussler seine Laudatio.

Werner Sasse legte den Anwesenden ein Problem ans Herz, das ihn bis heute beschäftigt. „Es werden immer mehr Menschen, gerade im Bezug auf den demografischen Wandel, zum Beispiel auf einen Rollstuhl angewiesen sein, und es gibt kaum Wohnraum, der behindertengerecht ausgebaut ist. Dabei ist es günstiger, den Wohnraum herzurichten, damit die Betroffenen in ihren eigenen vier Wänden bleiben können, als eine Flut von Menschen, die in Heime untergebracht werden müssen, mit großem finanziellem Aufwand“, betonte Sasse eindringlich.

Petra Crone (MdB) lobte das große Engagement aller Geehrten: „Was hier auf die Beine gestellt wird, ist einfach hervorragend. Es macht aber auch viel Spaß, sich ehrenamtlich zu betätigen. Für unsere Gesellschaft ist das das Wichtigste überhaupt“, lobte Crone, die selbst in ihrem Heimatort Kierspe ehrenamtlich einen Bürgerbus gefahren ist.

Sie lud neben Werner Sasse je zehn Mitglieder der Hilfsaktion „Lago de Pedra“ und dem Bürgerbusverein Wenden zu einer viertägigen Fahrt nach Berlin einZum Abschluss des offiziellen Teils, der musikalisch von Saskia Klement und Carolina Pfeifer an ihren Querflöten begleitet wurde, dankte Bernd Banschkus vom SPD-Kreisverband den Anwesenden. „Alle drei sind würdige Preisträger und jeder hat in seinem Bereich etwas Großes bewirkt“.