Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD steht. Nun sind alle Mitglieder der SPD gefragt.
Zuvor hat sich der SPD Parteikonvent dafür entschieden, die Mitglieder in Form eines Mitgliedervotums zu befragen, ob sie sich für oder gegen einen Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU entscheiden. Die Wahlunterlagen wurden per Post den Mitgliedern zugesendet und sie wurden darum gebeten mit Ja oder Nein den Stimmzettel zu beantworten. Anschließend gingen die Wahlunterlagen per Post zurück nach Leipzig, um dann am 14.12.2013 die Stimmzettel gesammelt per LKW unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen nach Berlin zu transportieren.
Die insgesamt 369.680 eingegangenen Stimmzettel, was einer Wahlbeteiligung von rund 78% entspricht, mussten nun von rund 400 Helfern und Helferinnen ausgepackt, sortiert und ausgezählt werden.
Dafür reiste die Genossin Christin-Marie Stamm aus Olpe für den Kreisverband Olpe schon am Tag zuvor nach Berlin.
Damit alles nach Plan verlaufen konnte, wurden alle Helfer und Helferinnen am Freitag in das Willy-Brandt-Haus eingeladen, um dort von den Organisatoren eingewiesen zu werden. Natürlich war jeder Helfer dazu verpflichtet, alles stets vertraulich zu behandeln und auch das Einverständnis dafür abzugeben, am Tag der Auszählung sämtliche Elektronischen Geräte abzugeben, um nichts an die Öffentlichkeit durchgeben zu können.
Damit es besonders organisiert ablaufen konnte, gab es drei Schichten. Die erste musste um 1 Uhr anfangen, sie hatte die Aufgabe die Hochleistungsschlitzmaschinen zu bedienen und die Briefe zu öffnen. Die zweite Schicht musste um 4.30 Uhr anfangen, um dann die Stimmzettel aus den geöffneten Briefumschlägen hinauszuholen und dann in vorgesehene Behältnisse mit Ja, Nein, und Ungültig zu sortieren. Die letzte Schicht konnte die Nacht zum Schlafen nutzen und musste um 9.30 Uhr zum endgültigen Auszählen der Stimmen anfangen.
Hierzu gehörte die 22-jährige Studentin Christin-Marie Stamm: Ausweis ist hier Pflicht! Ohne kommt man nicht hinein. Die Station ist eine alte, riesige Halle, wo schon die Sortierer und Sortiererinnen seit 4.30 Uhr saßen und auf uns warteten. Es war schon vorauszusehen, dass wir wohl alle früher fertig sein würden als vorher gedacht. Man konnte schon sehen, dass die Kisten mit den JA-Stimmen gefüllter waren als die mit den Nein-Stimmen. Viele der Sortierer und Sortiererinnen vermuteten schon, dass es sicher zwischen 75-80% sind, die sich für Ja entschieden haben. Somit legten wir dann um punkt 10 Uhr mit dem Auszählen los. Immer nach dem Vier-Augen-Prinzip. Einer zählt 10 vor, der zweite die 10 nach und erst dann gibt es einen Haken bei 10. Für uns Zähler war klar, dass sich die Mehrheit für eine Koalition mit der CDU/CSU entschieden hat, aber Kontakt und Zwischenergebnisse gabs zur Öffentlichkeit nicht. Um 11 Uhr durften dann die Medienvertreter in die Station hinein, aber nur bis zu einer bestimmten Abgrenzung. Aufnahmen der Stimmzettel sind tabu! Redakteure, Kameras, Moderatoren überall. Man fühlte, dass die Spannung für die Öffentlichkeit immer größer wurde. Nach einer gewissen Zeit mussten die Pressemitarbeiter die Station wieder verlassen. Andrea Nahles war natürlich auch mit dabei. Und im Schlepptau immer ein Notar. Gegen 14 Uhr waren dann alle Stimmen ausgezählt und auch wir konnten es kaum erwarten das Ergebnis zu erfahren. Während die Stimmen alle zusammengerechnet wurden, trafen auch der Rest der Parteispitze ein. Gegen 14.20 Uhr konnten wir es kaum noch aushalten. Anstecknadeln mit einem Mitgliedervotum Ich war dabei! wurden verteilt. Die Stimmung war super! Alle waren zufrieden, dass wir so eine Leistung erbracht haben und alle Teil einer so wichtigen Entscheidung sein durften. Welches Ergebnis am Ende dabei rauskam, spielte kurze Zeit keine Rolle. Somit schritten wir Richtung Presse, die uns schon erwartete. Die Spannung stieg. Jetzt hieß es warten auf Sigmar und Co. Wir konnten es nicht lassen und begannen zu klatschen und jubeln. Zusammenhalt der Partei und Zufriedenheit. An dem Tag waren wir die Sieger der Wahl. Keiner hörte auf, man konnte kaum etwas verstehen. Und endlich, in der Ferne: Sigmar, Andrea, Frank-Walter und die anderen. Eine Gasse wurde gebildet und unsere Parteispitze wurde mit einem Gejubel, Klatschen und Anfeuern begrüßt, dass einem die Tränen in den Augen standen. Eine kurze Ansprache von unserem Parteivorsitzenden, mit emotionalen Worten gab es natürlich auch noch, bevor dann das endgültige Ergebnis verkündet wurde: 75,96% stimmten für Ja und 23,95% für Nein. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Freude, Lachen und Klatschen im ganzen Saal. Ein echtes Gänsehautgefühl. Allen ist klar, es herrscht Einigkeit innerhalb der Partei. Nach diesem hervorragenden Ereignis, durften dann auch wieder Handys, Fotoapparate und ähnliches benutzt werden. Die meisten der Helfer riefen natürlich erst einmal zu Hause an, viele wurden aber auch von den Redakteuren und Journalisten zum Interview gebeten. Danach gab es dann natürlich noch ein kleines internes Fest. Alle waren glücklich und zufrieden. Keine Unzufriedenheit oder ähnliches.
Mein Fazit: Ich bin froh und stolz darauf, dabei gewesen zu sein und Teil einer so tollen Partei, in welcher jeder seiner Stimme abgeben darf. Es hat funktioniert und wichtige Fragen sollten in Zukunft mit dem Mitgliedervotum beantwortet werden. Nur so kann man ein eindeutiges Bild über die Stimmung innerhalb einer Partei erzielen.