„Wann kommt denn der Herr Steinmeier?“

„Wann kommt denn der Herr Steinmeier?“, fragt die Auszubildende Sarah Bruder in die Runde. Eine eher rhetorische Frage, denn sie weiß mehr als die am Podium sitzenden Vertreter von CJD und SPD. Die angehende Fachfrau für Hauswirtschaft hat den Chef der SPD-Bundestagsfraktion längst erspäht: Er sitzt draußen vor Haus in einem schwarzen Benz mit Berliner Kennzeichen.

Sekunden später ist es dann auch auch so weit: Frank-Walter Steinmeier betritt den Raum, in dem nicht nur rund zehn junge Auszubildende des Christlichen Jugenddorf-Werkes auf ihn warten. Mit von der Partie beim „Bürgerdialog“ der SPD im Jugenddorf Eichhagen (wir berichteten) sind unter anderem der SPD-Kreisvorsitzende Bernd Banschkus, der Olper SPD-Fraktionschef Volker Reichel, die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Crone, Wolfgang Langenohl, CJD-Geschäftsführer Sozialmarketing Region West, Matthias Böhler, Verwaltungsassistent des CJD Olpe, und CJD-Ausbildungsleiter Wolfgang Teipel.

Nicht den Mut verlieren

„Was muss in Deutschland besser werden?“: Darum geht’s in der Fragerunde, auf die sich die jungen Leute in politischen Arbeitskreisen des Jugenddorfes und noch einmal kurz vor der Veranstaltung vorbereitet haben. Sie streben in Gartenbau, Hauswirtschaft, Metallbau und anderen Branchen eine berufliche Zukunft an. Kein einfaches Unterfangen. So wundert es nicht, dass sie von Frank-Walter Steinmeier wissen wollen, warum es für sie so schwierig ist, einen Job zu bekommen.

„Na ja, es ist ja schon besser geworden“, weist der 56-jährige Polit-Promi auf den Umstand hin, dass die Wirtschaft derzeit fast händeringend nach jungen Arbeitnehmern sucht. Sie sollten nicht den Mut verlieren, appelliert er an die CJD-Azubis – denn: „Die Chance, selbst mit einem Gehilfenjob einen Arbeitsplatz zu bekommen, ist besser geworden.“

Der Olper SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Reichel, beruflich als Schulrat tätig, pflichtet Steinmeier bei: „Es wird eine Situation kommen, in der ihr auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werdet.“ Wichtig sei dann allerdings, dass die jungen Leute genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten und später von der Rente leben zu können.

Frank-Walter Steinmeier nimmt den Spielball auf: „Wir brauchen einen Mindestlohn und natürlich ordentliche Tariflöhne, damit die Leute deutlich mehr verdienen, als das über Jahre der Fall war.“

Hauswirtschaft-Azubi Sarah Bruder hat eine persönliche Frage an den Oppositionsführer im Deutschen Bundestag: „Warum wollten Sie Politiker werden?“ „Wollt’ ich ja gar nicht“, entgegnet Steinmeier. Eigentlich habe er sich an der Uni auf Dauer in den Dienst der Wissenschaft stellen wollen, doch dann „bin ich mehr und mehr in die Politik hineingesogen worden.“

Und wenn man erst mal drin ist in der Politik, wird man auch schon mal aus Versehen bekannt. So wie die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Crone. Bei der Wahl des Bundespräsidenten bemerkte sie nicht, dass das Mikrofon eingeschaltet war. Und so sorgte ihr ungewollt lauter Ausruf „Hat der Gauck etwa gewonnen?“ vor laufenden TV-Kameras für großes Hallo im Saal. „Auch so kann man Berühmtheit erlangen“, verrät Crone schmunzelnd – und hat diesmal im Jugenddorf Eichhagen die Lacher auf ihrer Seite.

Von Michael Alexander (Westfalenpost / Westfälische Rundschau)