
Die Bertelsmann Stiftung hat den Kreis Olpe auf seine Lernbedingungen hin überprüft. Das Ergebnis: Es krankt am System. Vielerorts in Deutschland lässt es sich sehr viel besser lernen.
In allen 412 Kreisen und kreisfreien Städten des Landes hat Berteismann die Bedingungen und den Stellenwert des Lernens unter die Lupe genommen und im Lernatlas 2011 zusammengefasst. Die Studie ist wie ein Thermometer, das Fieber anzeigt. Sie liefert aber keine Diagnose oder Handlungsempfehlungen, so Dr. Miika Blinn von der Bertelsmann Stiftung, der auf der parteiöffentlichen SPD-Kreisverbandsausschusssitzung vergangenen Montag die Zahlen vorstellte. Der Atlas sei weder Steuerungs- instrument für die kommunale Planung, noch könne er eine ebensolche Bildungsberichterstattung ersetzen. Vielmehr ermögliche er, die Lernvoraussetzungen auf regionaler Ebene zu vergleichen und sei Impulsgeber zur Weiterentwicklung der Bildungspolitik.
Um Apfel nicht mit Birnen zu vergleichen beispielsweise Friesland mit Frankfurt oder den Hochsauerlandkreis mit Herne - werden sechs Regionstypen unterschieden. Von den insgesamt 144 Kreisen im verdichteten Umland, zu denen der Kreis Olpe zählt, belegt Olpe einen hinteren 114. Platz. Im NRW-Vergleich steht der Kreis Olpe zwar an 8. Stelle von insgesamt 29, also über dem Durchschnitt. Allerdings liegt NRW unter allen 16 Bundesländern lediglich auf Platz 10.
Das Ergebnis könne nicht zufrieden stellen, sei Bildung doch Schlüssel zum wirtschaftlichen und sozialen Erfolg jedes Einzelnen und der Region, eben ein Thema, dessen Zukunftsbedeutung nicht wichtiger sein kann, so Christian Pospischil, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand des SPD-Kreisverbandes Olpe.
Was steckt hinter dieser Zahl, die den Kreis Olpe so schlecht dastehen lässt? Die Studie unterscheidet vier Kategorien: das schulische, das berufliche, das soziale und das persönliche Lernen.
Wenn es um das bürgerschaftliche Engagement in Vereinen, Kirchen, Parteien, Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden geht, schneidet der Kreis Olpe besonders gut ab. Für soziales Lernen gab es für den Kreis Olpe einen sehr guten 14. Platz.
Das persönliche Lernen bewegt sich immerhin noch auf Rang 88. Ganz groß sind die Olper im Vereinssport. Dafür meiden sie den Besuch von Museen. Und geht es um die Neigung zum Bücherlesen, tragen sie die rote Laterne. Recht kümmerlich ist die auch die Versorgung mit Breitband-Internetzugang.
Das eigentliche Dilemma aber liege, so die Stiftung, in der schulischen und beruflichen Bildung. Inder Kategorie des schulischen Lernens liege Olpe auf einem abgeschlagenen 128. Platz. Gute Noten gab es zwar für das Angebot an Studienplätzen. Demgegenüber gibt es viele Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss, eine Indikation für das Scheitern im allgemeinbildenden System.
Im desolaten Zustand befindet sich das berufliche Lernen: Rang 125. Zwar ist ein hoher Erfolg beim Abschluss der Berufsausbildung zu beobachten, ganz düster sieht es bei jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz aus.
Für eine genauere Analyse möchten wir einen Bildungs- report für den Kreis anstoßen, so Pospischil. Besonders erschreckend seien die Zahlen bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss. Hier sei ein großer Handlungsbedarf geboten.
Ein Meldung der SPD in eigener Sache: Thomas Förderer, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Olpe, wurde in seiner Funktion als Geschäftsführer der SPD im Kreis Olpe und im Hochsauerlandkreis berentet. Ein Nachfolger steht allerdings noch nicht fest.