„Wir sind das Herz Westfalens“

„Wir haben große Potentiale, die wir oft zu sehr unter den Scheffel stellen. Wir sind das Herz Westfalens", betonte Regierungs- präsident Prof. Dr. Gerd Bollermann gestern Abend bei der Versammlung der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) im Kreis Olpe.

„Die Bezirksregierung als strategischer Partner der Kommunen“, war das Thema des 62jährigen, der seit August 2010 Chef der Bezirksregierung in Arnsberg ist. „Ich bin ein Kind des Sauerlandes. Meine familiären Wurzeln liegen im Kreis Olpe“, stellte sich Bollermann im Hotel Sangermann in Oberveischede vor. Seine Mutter kommt aus Elspe, seine Großeltern aus Drolshagen-Wörde. „Nach meiner Lehrzeit habe ich bei der Stadt Attendorn gearbeitet. Dann bin ich im Ruhrgebiet gelandet“, so der frühere Leiter der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Dortmund verriet: „Die Aufgabe als RP gehörte nicht zu meinen Lebensperspektiven, aber ich habe sie liebgewonnen.“

Arnsberg sei mit 3,7 Millionen Menschen der größte Regierungsbezirk in NRW, die Fläche dreimal so groß wie das Saarland: „Von der Wirtschaftskraft her sind wir ein bisschen wie Baden Württemberg. Ihr Kommunalpolitiker gebt dem Bezirk politisch ein Gesicht. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam die Entwicklungen strategisch angehen.“ Dabei nannte er drei große Herausforderungen.

Demografie. Erschreckend sei, dass junge Menschen den ländlichen Gebieten den Rücken kehren. Deshalb müsse die Kommunalpolitik die Dörfer attraktiver machen. Bollermann forderte die Verzahnung der Hochschulen mit der ländlichen Region.

Erneuerbare Energien. Hier sieht sich der RP als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung. Neben der Ökologie sei es vor allem auch ein wirtschaftliches Thema. Auch der Kreis Olpe könnte Profiteur, zum Beispiel durch zusätzliche Arbeitsplätze, sein. Ein Regionalplan werde erstellt, der den Bedarf für Windenergie, Geothermie und Biomasse definiert. Die Bezirksregierung wolle alle Kommunen mitnehmen. Und vor allem auch die Menschen: „Wir brauchen neue Formen der Bürgerbeteiligung.“

Kommunale Finanzen. Zum Sparen gebe keine Alternative. Er wolle aber, dass die Kommunen wieder mehr Gestaltungskraft haben. Dazu müsse der Bund eine Schüppe drauflegen, die Kommunen bei den Soziallasten entlasten. Der Stärkungspakt sei ein erster Schritt zur Konsolidierung, so Bollermann: „Mein Appell geht an die Attendorner, sich der Solidarität auch der Notleidenden anzunehmen.“ Der RP will die Kommunen stärker beraten, Einsparpotentiale entwickeln. Nicht jeder brauche einen Bauhof oder ein Einwohnermeldeamt.

„Solidarität innerhalb der kommunalen Familie ist geboten“, meinte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Crone. Alle seien aufgerufen, am demografischen Wandel mitzuwirken. Durch die Energiewende seien die Zeiten der Verhinderungsplanung der schwarz-gelben Koalition vorbei: „Die Investoren stehen Schlange, aber nicht alle sind seriös. Wir können nicht überall Windräder hinsetzen, aber da, wo es passt.“

Ex-MdL Reinhard Jung begrüßte mit Gerd Bollermann einen alten Weggefährten in Düsseldorf. Für die SPD saß der heutige RP zehn Jahre im Landtag.