Reinhard Jung: „Der Mensch gehört in den Mittelpunkt“

„Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich fünf Jahre gearbeitet und nicht gefaulenzt habe.” Reinhard Jung MdL geht mit ruhigem Gewissen in den Wahlsonntag. Er sei ja in der Opposition, sagt der SPD-Politiker.

Trotzdem habe er sich nicht zurückgelehnt und gedacht: „Lohnt sich nicht.” Im Wendener SPD-Büro zieht er ein Resümee seiner Arbeit und blickt mit dem SPD-Vorsitzenden Jochen Sauermann in die (nahe) Zukunft.

Er sei für den Kreis Olpe in den Landtag gewählt worden und habe sich dort für die Belange des Wahlkreises eingesetzt, blickt Jung zurück – für eine dritte Fahrspur auf der Straße am Biggesee, für Lärmschutzmaßnahmen, für Wildschweinschutz im Bereich Ottfingen. Dafür habe er mit Politikern jedweder Couleur gesprochen, mit Oliver Wittke zum Beispiel, aber auch mit Lutz Lienenkämper.

Für ihn hat sich der Einsatz für den Kreis Olpe gelohnt. Es gebe kaum einen Verein, kaum eine Institution, die er in den fünf Jahren nicht besucht habe. Allerdings habe er auch die Erfahrung gemacht, dass nicht alles machbar sei. Und gelernt, dass „ohne die Mehrheitsfraktion für mich gar nichts zu machen gewesen wäre.”

Seine Chancen, weitere fünf Jahre nach Düsseldorf zu gehen, schätzt er realistisch ein. Listenplatz 42 werde wohl nicht mehr ziehen. Am liebsten würde er den Wahlkreis direkt gewinnen, sagt er, zumal ja bei zwei Stimmen jeder eine Stimme einer Partei und eine Stimme einem Bewerber geben könne. Letztlich ist für ihn klar, „dass NRW wieder von der SPD regiert werden muss. Dann können wir auf Bundesebene wieder mehr gestalten.”

Angesichts der finanziellen Lage auch der Kommunen vor Ort müsste der Soli eigentlich eher im Westen als im Osten eingesetzt werden, fordert Jung und wünscht sich, dass nach der Wahl „das Wir-Gefühl gestärkt wird. Der Mensch gehört in den Mittelpunkt. Wir müssen mehr miteinander reden.”

Als weitere Forderungen nennt Jung: Nach der Wahl müsse die Bildungspoltik mehr Aufmerksamkeit bekommen. Reinhard Jungs Ziel: Vom Kindergarten bis zum Studium müsse alles kostenlos sein. Angesichts der demografischen Entwicklung gehe es schließlich in erster Linie um die Ressourcen in den Köpfen der jungen Leute.

„Hände weg von der Gewerbesteuer”, fordert auch der Wendener SPD-Vorsitzende Jochen Sauermann eine gute finanzielle Ausstattung der Kommunen: „Das Geld, das für die Regionale verpulvert wird, sollte man besser den Kommunen geben.”

Die Kopfpauschale müsse im Bundesrat gestoppt werden, sagen die beiden Wendener Politiker unisono. Die sei unsozial und bevorzuge Besserverdienende. Eine weitere Forderung sei ein flächendeckender Mindestlohn und eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte. Außerdem müsse man die Zahl der Kontrollbeamten bei den Finanzämtern aufstocken. Das rechne sich.

Und was ist mit den Linken? „Wir wollen sie raushalten aus dem Landtag”, wünscht sich Reinhard Jung klare Verhältnisse. Kommen sie doch rein, müsse man auch mit ihnen reden, räumt er ein. Dazu habe eine demokratische Partei das Recht und auch die Pflicht. Sauermann wird deutlicher: „Wenn es für Rot-Grün allein nicht reicht, dann lieber auf die Oppositionsbank.”