Netzwerk im Dialog aufbauen

Kindesmissbrauch, Vernachlässigung, Pornografie, immer wieder schrecken solche Meldungen auf, doch wo ist der wirksame Schutz? Das ist ein Thema, dass auch Petra Crone, SPD-Bundestagskandidatin für Olpe und Mutter von drei Töchtern, am Herzen liegt, wie sie in einer Diskussionsrunde erklärte.
Sie hatte am Donnerstagabend zu der Diskussionsrunde unter dem Thema „Kinder schützen – Kinder stärken – Was kann die Politik für Kinder und Jugendliche tun?” ins Kolpinghaus Olpe eingeladen.

Hochkarätiger Referent des Abends war Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Der eröffnete den Abend mit deutlichen Worten: „Eine Gesellschaft, die ihre Toten nicht würdig ehrt, den Senioren nicht mit Respekt begegnet, Kinder nicht beschützt und fördert, wird an ihrer Dekadenz zu Grunde gehen. Wir erziehen unsere Kinder zu Leistungsempfängern statt zu Leistungsträgern. Diese sehr brisante Situation fordert die Politik”.

Heinz Hilgers ist nicht nur der Vorsitzende des Kinderschutzbundes, sondern seit 20 Jahren Bürgermeister von Dormagen und hat dort aufgezeigt, dass Politik nicht nur reden, sondern erfolgreich etwas bewegen kann.

Mit festen Grundsätzen hat er in seiner Stadt ein Modell geschaffen, das bundesweit Seinesgleichen sucht. Es basiert darauf, dass jede Begegnung mit Familien und Eltern muss aus einer Grundhaltung der Wertschätzung und Hilfsbereitschaft bestehen sollte oder dass man nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten dürfe, damit sich eigene Menschenkräfte entwickeln können. Konkret bedeutet dies ein Netzwerk früher Förderung. So würden Familien in Dormagen nicht nur während der Schwangerschaft begleitet, sondern jede Familie mit einem neugeborenen Baby werde von einem ausgebildeten Mitarbeitern besucht, der den jungen Eltern neben einem kleinen Geschenk ein Elternbegleitbuch überreichen. In diesem Buch sind alle Informationen über die Funktion der Vernetzung aufgeführt.

Der Mitarbeiter ist durch diese persönliche Nähe in der Lage, direkt eventuell notwendige Hilfen wie Familientherapeuten oder Familienhelferinnen anzubieten. Sobald die Kinder in den Kindergarten kommen, wird das gelbe Untersuchungsheft mit einbezogen, so das schon dort mit Sprachfrüherziehung, motorischer Förderung u.ä. konsequent begonnen wird, damit die Kinder einen optimalen Start in das Schulleben haben.

Besonders wird auf körperliche und seelische Erkrankungen eingegangen. „Bei uns gibt es kein Kind ab drei Jahren, das ohne Kindergartenplatz ist”, betont Hilgers. Diese frühe Prävention, von der Schwangerschaft bis zum Alter von zehn Jahren hat außerordentlich beeindruckende Ergebnisse aufgezeigt. Hilgers: „Man muss so ein Netzwerk im Dialog aufbauen und mit gegenseitiger Wertschätzung.”